Statt Selbstbeweihräucherung: hier ein Text von mir!
Ein Text über Satzlängen – oder – Warum es nicht immer kurze Sätze sein müssen.
Dies hier sind fünf Wörter. Und hier kommen nochmal fünf. Fünf-Wort-Sätze sind gut. Wird zumindest häufig so behauptet. Wenn es um „Satzlängen“ geht. Aber die ständige Wiederholung nervt. Merken Sie, was hier passiert? Das Geschriebene klingt immer öder. Der Tonfall der Sätze langweilt. Die innere Stimme will Abwechslung. Passen Sie auf: Ich variiere die Satzlänge und erzeuge Sound. Musik! Die Wörter klingen plötzlich. Es entsteht Rhythmus, ein eigener Beat, eine Harmonie. Ich verwende kurze Sätze. Und ich verwende mittellange Sätze, die ich zum Beispiel durch Kommata verlängere. Und manchmal, wenn ich merke, dass der Leser ganz entspannt durch den Einstieg gekommen ist, schreibe ich Sätze von beträchtlicher Länge, die ihre Energie in einem Crescendo aus Trommelwirbel und Fanfaren erklingen und entladen lassen und so die Wichtigkeit des Inhalts mit ganzer Wucht unterstreichen – und ihn hör- und fühl- und erlebbar machen, ohne dass wahrgenommen wird, wie lang der Satz doch eigentlich ist. Fünf-Wort-Sätze sind gut. Nicht immer, aber manchmal. Zum Atem holen. Botschaft angekommen? 1A! ;)