Wieso bist du Freelancer geworden? Was hast du davor gemacht? 

Ich bin seit April 2019 Freelancer. Davor war ich viel in der Medienbranche unterwegs, zuerst habe ich Journalismus und Moderation in Dortmund studiert. Danach habe ich in der Radio und TV-Produktion gearbeitet und u.a. für Galileo und die Deutsche Fußball Liga (DFL) Reportagen und Magazinbeiträge produziert. Das kreative & journalistische Arbeiten hat mir viel Spaß gemacht, aber ich wollte auch die Werbewelt kennenlernen. Ich bin also in eine Agentur gewechselt, danach in ein Startup, danach wieder in eine Agentur. Auch die Agenturarbeit war für mich spannend und lehrreich, ich hatte tolle Kollegen und habe an den Projekten gearbeitet, die mich interessiert haben. 

Aber irgendwas hat mir immer gefehlt, ich war nie ganz zufrieden. Als ich dann den Schritt ins Freelancing gegangen bin, habe ich gemerkt was mich die ganze Zeit gestört hat. Die Vorschriften, die festen Arbeitszeiten, die zeitliche Gebundenheit – das Korsett der Festanstellung einfach. All das kann ich mir als Freelancer frei einteilen, ich bin mein eigener Herr. 

Was gefällt dir am Freelancer sein? Was sind die Herausforderungen? 

Die Freiheit. Gerade als kreativer ist es für mich extrem befreiend, dann arbeiten zu können wann ich will. Durch die freie Einteilung meiner Arbeit kann ich meine Kreativität viel besser ausleben. Ich habe gemerkt, dass die strikten Arbeitsabläufe meiner Kreativität eher hinderlich sind. Deshalb war Freelancing genau der richtige Schritt für mich. Natürlich entstehen daraus auch neue Verpflichtungen. Ich habe mehr administrative Aufgaben, ich muss mich besser selbst organisieren. Aber die Selbstorganisation befreit mich auch und macht mir Spaß. 

Ich habe aber auch gemerkt, dass das ein Lernprozess ist, weil man Gefahr läuft die Grenze zwischen beruflichem und privatem verschimmen zu lassen. Das ist aktuell die Herausforderung für mich. Auch mal lernen nein zu sagen, sich ein Wochenende für sich nehmen und nicht zu großen Selbstdruck aufzubauen. 

Wir Kreative leiden ja öfters mal am Hochstapler-Syndrom und stellen uns in Frage. Sich hier auch gerade in der Kundenverhandlung nicht verunsichern zu lassen, lernt man erst mit der Zeit. 

Apropos Kundenakquise und Kundenverhandlung. Wie gehst du hier vor? 

Ich mache meine Projekte hauptsächlich direkt beim Endkunden. Die Projekte, die ich bekomme, kommen fast alle über Empfehlungen oder mein persönliches Netzwerk. Bei der Kundenverhandlung habe ich auch das ein oder andere Lehrgeld bezahlt bevor ich gemerkt habe, dass es auch wichtig ist nein zu sagen. Gerade im persönlichen Netzwerk ist das manchmal schwierig, denn ich habe gemerkt, dass auch wenn man sich privat versteht, dass nicht heißen muss, dass auch die Geschäftsbeziehung stimmt. 

Oft ist es halt eine Budgetfrage und um da nicht auf die Nase zu fallen, muss man seinen eigenen Wert einschätzen lernen und sich auch immer wieder sagen, dass man das wert ist. 

Hast du schon schlechte Erfahrung in der Zusammenarbeit mit einem Kunden gemacht? 

Ja, da gab es tatsächlich ein Projekt, das mir gezeigt hat, dass ich vor Projektstart anders vorgehen muss und welche Fragen vorab geklärt werden sollten. In diesem Fall wusste der Kunde nicht was er will und ich habe es nicht rechtzeitig erkannt. Das führt am Ende immer zu Komplikationen. Mein Fazit war, dass man Projekte, in denen man keine klare Antwort auf seine Fragen bekommt, lieber absagen sollte. 

Seitdem stelle ich immer sicher, dass ich vorab Klarheit schaffe. Ich erstelle eine Fragenkatalog und stelle direkt zu Beginn viele Fragen, sammle Input und zeige erste Ideen auf in welche Richtung es gehen könnte. 

Im Verlauf des Projekts plane ich immer wieder Zwischenschritte durch Präsentationen ein, in denen ich z.B. 3-5 Entwürfe zeige und mit dem Kunden darüber rede. Von da aus mache ich dann weiter. 

Wie bildest du dich weiter? Was ist dein nächstes Ziel? 

Ich bilde mich eigentlich ständig weiter, lese Artikel, schaue Tutorials auf YouTube oder Udemy und folge z.B. auf Linkedin Kreativagenturen, um über Trends auf dem Laufenden zu bleiben. Fürs nächste Jahr habe ich mir aber vorgenommen stärker zu netzwerken. Auf Konferenzen zu gehen und zu networken, vor allem auch mit der Freelancer-Community. 

Tobias Malt Profil