Die wichtigste Eigenschaft

Diese Eigenschaft sollten wir uns stets bewahren und aktiv fördern, denn mit der Zeit verdrängt die Routine, die Neugier und den Willen zur Veränderung – was uns dann wiederum blind für notwendigen Wandel machen kann.

Kenne deine Zahlen

Mein erster Tipp für erfolgreiches Freelancing: Kenne Deine Zahlen. Als Freelancer können wir noch so große Expert*innen unseres Fachs sein – wenn die Sache nicht vernünftig durchgerechnet ist, werden wir langfristig nicht erfolgreich sein. Stell dir vor, du fährst ein Auto und kannst zu keinem Zeitpunkt ablesen, wie schnell du fährst oder wie voll dein Tank noch ist.

Wann musst du tanken? Fährst du zu schnell oder zu langsam? Merken wirst du es erst, wenn du plötzlich liegen bleibst, oder dich der nächste Blitzer erwischt. So gehen viele Freelancer*innen mit ihrer Selbstständigkeit um. Wenn du nicht laufend kontrollieren kannst, wie es um deine Selbstständigkeit steht, dann kannst du nicht rechtzeitig reagieren und merkst erst, dass etwas nicht stimmt, wenn es zu spät ist.

Stundensatz

Unabhängig ob du in deiner Preisgestaltung nach Stunden abrechnest, solltest du für dich einen internen Stundensatz errechnen. So weißt du, was du pro Stunden verdienen musst. In die Berechnung deines Stundensatzes, fließen zum Beispiel deine Urlaubstage, Krankentage, erwartete prozentuale Auslastung, angestrebte Rücklagen usw. ein. Mit diesem Wert kannst du jederzeit prüfen, ob deine geleistete Arbeit profitabel ist.

Wenn du nicht mindestens den berechneten Wert verdienst, ist deine Zeit nicht profitabel abgerechnet und deine Kalkulation geht nicht auf. Einen Stundensatz kannst du dir mit folgendem Tool errechnen: Stundensatz goodlance

Steuerrücklagen

Was erstmal sehr offensichtlich klingt, sorgt bei vielen Selbstständigen für schlaflose Nächte. Kenne deine Steuerrücklagen und fasse diese nicht an. Du solltest zu jedem Zeitpunkt wissen, wie viel Geld du dem Finanzamt schuldig bist. Dieses Geld solltest Du am besten auf einem separaten Konto verwahren, wo es bis zur Abbuchung durch das Finanzamt bleibt. Du verwahrst dieses Geld nur und so solltest du es auch zu jeder Zeit behandeln. Diese simple und naheliegende Vorgehensweise, spart dir extrem viel Stress und lässt dich sehr viel ruhiger schlafen. Es lohnt sich übrigens, in jedem Fall, die Grundlagen deiner Buchhaltung zu verstehen, auch wenn du eine Steuerberaterin oder einen Steuerberater hast.

Cash Burn Rate

Wie viele Monate kann ich „überleben“, wenn mein Einkommen jetzt stoppt? Wenn du diese Zahl kennst, bist du besser vorbereitet, wenn dein Kunde mal nicht zahlt. Zu wissen, wie viele Monate du deine Kosten tragen kannst, gibt dir die Kontrolle, rechtzeitig zu reagieren, wenn ein Einkommensausfall entsteht. Außerdem kann dir, die einfache Berechnung, bereits Aufschluss darüber geben, wie gut du in Sachen Rücklagen aufgestellt bist. Du solltest mindestens 4-6 Monate Rücklagen haben.

Eine gute Positionierung, legt den Grundstein für erfolgreiche Kundengewinnung

Wenn ich meine Gäste frage „Wie gewinnst du eigentlich Kunden?“, dann höre ich die unterschiedlichsten Ansätze und Strategien. Bei fast allen, liegt aber ein wichtiges Fundament zugrunde: Die Positionierung.

Was genau meine ich mit diesem Tipp für erfolgreiches Freelancing? Eine Positionierung bedeutet, vereinfacht gesagt, dass du nicht jede Kundin oder jeden Kunden ansprichst, der deine Leistung benötigt, sondern dich gezielt auf eine Teilgruppe spezialisierst und dein Angebot und deinen Auftritt auf diese ausrichtest. Wenn du als Grafikdesignerin beispielsweise jeden ansprechen würdest, der deine Leistung benötigt, dann wäre diese Gruppe riesig und mit ihr auch deine Konkurrenz. In dieser Masse an Dienstleister*innen jetzt aufzufallen, ist keine leichte Aufgabe. Stattdessen kannst du dein Angebot, deine Kommunikation und deine Spezialisierung so ausrichten, dass sich ein Teil dieser Kunden von dir besonders angesprochen fühlt. Dein gesamter online Auftritt und all deine Bemühungen zur Kundengewinnung, sollten innerhalb dieser Positionierung stattfinden. So wirst du Stück für Stück zur Expertin oder zum Experten deines Fachs und deine Zielgruppe fühlt sich von dir direkt angesprochen.

Wunschkunden sind das Ergebnis von Beständigkeit und guter Positionierung

Wenn ich von Wunschkunden spreche, dann meine ich solche Kunden, für die man auch arbeiten würde, wenn es dafür keine finanzielle Entlohnung gäbe. An solche Kunden gerät man selten, von heute auf morgen, sondern sie sind das Ergebnis eines längeren Empfehlungsprozesses. Aus meiner Erfahrung und den Berichten meiner Gäste, kann ich sagen, dass es für solche Kunden vor allem eins braucht: Beständigkeit.

Wer sich gut positioniert und innerhalb dieser Positionierung beständig abliefert, zu dem kommen die Wunschkunden von ganz allein. Über Empfehlungen, dein kontinuierliches Auftreten bei LinkedIn, oder deine vielen Referenzen, in der Branche deines Wunschkunden. Wichtig ist nur, sich nicht alle paar Monate umzubranden (außer es gib dafür gute Gründe) und von seiner Nische abzuweichen. Daher sollte die Positionierung vorher auch gut überlegt sein.

Freelance Kolleg*innen sind Gold wert

Ein wichtiger Tipp für erfolgreiches Freelancing: Netzwerken. Viele unterschätzen, wie es ist, wenn man plötzlich keine angestellten Kolleg*innen mehr hat, mit denen man sich austauschen, gemeinsam Mittag machen oder zusammen an einem Problem arbeiten kann. Besonders wenn man im Homeoffice arbeitet, ist der Freelancer-Alltag sehr anders, im Vergleich zum Alltag als Angestellter. Sich andere Freelancer*innen zu suchen, mit denen man sich austauschen kann, ist unfassbar wertvoll. Sei es bei fachlichen Fragen zur Selbstständigkeit, oder wenn die Verzweiflung über eine*n Kund*in mal wieder groß ist.

Zum Glück ist es nicht schwer, sich mit anderen Selbstständigen zu vernetzten. Wer aktiv auf Leute zugeht (sei es nun online oder offline), hat es hier am einfachsten. In diversen Slacks, Facebook Communities oder Meetup Gruppen, gibt es reichlich Gelegenheit, sich auszutauschen und mit Leuten ins Gespräch zu kommen, die im selben Boot sitzen.

Achte auf dich und beute dich nicht selbst aus

In der Selbstständigkeit, ist es leider sehr einfach, sich selbst auszubeuten, weil man immer und jederzeit arbeiten kann. Gerade in den ersten Monaten, stehen Selbstständige unter hohem Druck. Wozu dieser konstante Druck führen kann, habe ich von einigen meiner Gäste lernen dürfen, die mir von Burnout und Depressionen berichtet haben. Deshalb ein ganz wichtiger Tipp für erfolgreiches Freelancing: Achte auf Deine (mentale) Gesundheit. Mein Appell an dieser Stelle: Setze Grenzen für deine Kunden, schaffe dir einen Ausgleich, sprich mit anderen Selbstständigen und achte auf Warnsignale deines Körpers. Freelancing ist ein Marathon, kein Sprint und wenn du dich auf den ersten Metern bereits völlig verausgabst, tust du dir keinen Gefallen.

Bei Kunden auf das Bauchgefühl hören

Wenn ich an Aufträge zurückdenke, die richtig schief gelaufen sind, dann erinnere ich mich bei fast allen, an ein schlechtes Bauchgefühl zu Beginn. Solche Projekte, bei denen man im Erstgespräch bereits ein schlechtes Gefühl hat und sich am Ende doch für den Auftrag entscheidet, weil man die Buchung gut
gebrauchen kann, oder die Entlohnung besonders gut ist.

Im Nachhinein kann ich nur sagen: Es war jedes Mal ein großer Fehler. Die Zeit und Nerven die mich solche Projekte letztlich gekostet haben, standen nie im Verhältnis zur Entlohnung und es sind solche Projekte, die uns als Freelancer am Ende viel Geld kosten können. Dieses schlechte Bauchgefühl ist auch etwas, von dem meine Gäste immer wieder berichtet haben und meistens bereuen sie es, nicht eher darauf vertraut zu haben.

Freelancing is a rollercoaster

Jede erfolgreiche Selbstständigkeit hat Höhen und Tiefen. Bisher habe ich noch niemanden getroffen, bei dem das nicht zutrifft. Es gibt Tage, da fragt man sich, warum man sich je dazu entschieden hat, Freelancer zu werden und dann gib es Tage, an denen man sich fragt, wie man je etwas anderes machen konnte. Sich diesem Umstand bewusst zu werden, hilft über solche Phasen hinweg, in denen alles schlecht läuft und es hilft auch, die guten Phasen besser einzuordnen. Die vielen Geschichten und Anekdoten meiner Gäste, haben mir gezeigt, dass wir trotz der unterschiedlichen Branchen, alle mit sehr ähnlichen Problemen kämpfen und dass solche Dinge einfach dazugehören.

Freelancing ist, was du daraus machst

Wenn man sich auf LinkedIn, Instagram und Co. umsieht, bekommt man manchmal ein sehr einseitiges Bild davon, was Freelancing und Selbstständigkeit eigentlich ist. Dort wird, in der Regel, eine Seite dieses Arbeitsmodells gezeigt, bei der es darum geht maximal produktiv zu sein und dabei ein möglichst hohes Einkommen zu erzielen. Und wenn das deine Ziele sind, dann ist das natürlich völlig in Ordnung, aber es ist eben viel mehr als das. Meine Gäste haben mir gezeigt, wie vielseitig Freelancing und die Motive für eben jenes Modell sind. Für eine Freelancerin, bedeutet es die Welt zu bereisen, ein Vater verbringt dadurch mehr Zeit mit seinem Sohn, ein Anderer kann sich dadurch selbstbestimmter seinem Hobby widmen. Dabei sollten wir uns als Freelancer, immer wieder nach unserem „Warum?“ fragen und uns nicht mit der einstigen Darstellung vergleichen, die oft auf Socialmedia oder in beruflichen Netzwerken abgebildet wird. Am Ende ist Freelancing, was du daraus machst und du definierst, was Erfolg dabei bedeutet.