Wie du deinen Job im Roboter-Zeitalter zukunftssicher machst

Soft Skills sind in jedem Beruf wichtig. Das gilt besonders auch für den freien Markt der selbständigen Unternehmensberater*innen, wo jeder mit jedem konkurriert. Hier kommt es nicht nur darauf an, was man anzubieten hat, sondern auch, wie man es verkauft. Es sind die Soft Skills, die am Ende den entscheidenden Unterschied machen können.

In Zukunft werden Soft Skills zu einem immer wichtigeren Unterscheidungsmerkmal, denn auf dem Arbeitsmarkt wird die KI ein immer mächtigerer Konkurrent. Es gibt wenig, wozu Maschinen, Roboter und softwarebasierte KI künftig nicht in der Lage sein werden, abgesehen von menschlichem und emotional intelligentem Fühlen und Handeln.

„Unsere sogenannten ,Soft Skills‘ sind das, was uns menschlich macht. In der Erwartung, dass wir bald mit Maschinen konkurrieren werden, dürfte es sich lohnen, die eigenen Soft Skills zu trainieren.“ – Anna Julius

Zwar sind sich alle bewusst, wie wichtig die „weichen“ Fähigkeiten sind, doch viele Menschen wissen nicht, wie sie ihre Soft Skills trainieren oder verbessern können. Die Auffassung, dass Soft Skills angeboren sind, ist nach wie vor weit verbreitet. Auch gibt es nicht den idealen Weg oder bestimmte Benchmarks, um sie zu trainieren.

Der erste Schritt besteht also darin, sich bewusst zu machen, dass Soft Skills wie jede andere Fähigkeit erlernbar sind und sich trainieren lassen. Man muss nur wissen wie.

Jeder kann und sollte seine Soft Skills wie einen Muskel trainieren

„Er ist so erfolgreich mit seiner Kaltakquise. Ich bin einfach zu introvertiert und könnte das nie!“, „Sie hat so viel Selbstdisziplin! Ich bin abends einfach zu müde, um noch Online-Kurse zu absolvieren!“, „Natürlich hat er den Deal bekommen. Er hat die guten Kontakte seines reichen Vaters geerbt!“ 

Klingt das vertraut? Dann bist du wahrscheinlich ein Mensch mit einem „Fixed Mindset“.

Nach Erkenntnissen der Psychologin Carol Dweck von der Stanford-Universität hat jeder von uns Anteile von beidem: einem statischen Selbstbild (Fixed Mindset) und einem dynamischen Selbstbild (Growth Mindset). Menschen mit einem Fixed Mindset glauben, dass ihre Fähigkeiten und Talente angeboren sind und sich nicht verändern. Wer aber Zugang zu seinem Growth Mindset findet, glaubt daran, dass er sich weiterentwickeln und jede beliebige Fähigkeit erlernen kann.

Neuroplastizität bedeutet, dass Gehirnzellen sich verändern und durch Lernen neue neuronale Bahnen bilden können. Genial, oder? Und das Beste daran: Das gilt für Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Resilienz oder Zeitmanagement ebenso wie es für das Erlernen einer Fremdsprache oder eine Ausbildung zum Datenanalysten gilt. 

Bei der Kultivierung eines Growth Mindsets geht es nicht nur um Selbstvertrauen und positives Denken. Zahlreiche Studien untermauern die These von Carol Dwecks, wonach ein Growth Mindset mit verbesserten kognitiven und Problemlösungs-Fähigkeiten einhergehen kann. In einer dieser Studien von Jason Moser (Michigan State University) konnte mit einem einfachen kognitiven Test nachgewiesen werden, dass Menschen mit einem Growth Mindset andere neurochemische Reaktionen zeigen. In der Studie widmeten sie Fehlern dadurch größere Aufmerksamkeit, wodurch sie im Anschluss weniger Fehler begingen.

Das zeigt, dass ein Growth Mindset uns dabei helfen kann, Dinge zu erreichen, die wir nie für möglich gehalten hätten, und besser mit Fehlern umzugehen, die wir unweigerlich machen.

Einsicht ist der erste Schritt

„Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung“ – dieses Sprichwort lässt sich auch auf Menschen anwenden, die in einer unproduktiven Denkweise feststecken.

Nehmen wir als Beispiel emotionale Intelligenz, eine der gefragtesten Kompetenzen unter den Soft Skills. Der erste Schritt besteht darin, seine eigenen Gefühle wahrzunehmen und sie differenziert benennen zu können, statt nur mit „glücklich“, „traurig“ oder „wütend“. Dieses Wissen nutzt man dann, um auch die emotionalen Zustände anderer zu „lesen“. 

Für Unternehmensverantwortliche rückt Empathie als Soft Skill auf der Liste der gefragtesten Schlüsselkompetenzen immer weiter nach oben. Besondere Relevanz hat diese soziale Kompetenz im Post-Pandemie- und Homeoffice-Zeitalter gewonnen, in dem sich das Machtgefüge zugunsten der Arbeitnehmer*innen verschoben hat, die nun größeren Einfluss auf ihre Arbeitsbedingungen nehmen. Forschungen belegen, dass 61 % der Arbeitnehmer*innen mit empathischen Führungskräften mehr Raum für eigene Innovationskraft wahrnehmen, verglichen mit 13 Prozent der Personen, die weniger empathisches Leadership erleben.

Meiner Erfahrung nach ist dieser Perspektivwechsel ein Gamechanger. Diese Ebene der Selbstwahrnehmung zu erreichen, erfordert Arbeit, insbesondere in einem geschäftlichen Kontext, aber es kann für dich als Berater*in mit externer Sicht ein Wettbewerbsvorteil sein.

Zum Beispiel versuche ich als Beraterin für interne Kommunikation nicht nur, die Bedürfnisse meiner Kunden zu antizipieren. Ich versuche, die Perspektive ihrer „Kunden“ (Mitarbeiter) einzunehmen. Dieser Perspektivwechsel hat schon häufig Lösungen hervorgebracht, die der Kunde aus seiner internen Rolle und Funktion heraus nicht hätte erkennen können.

Ein „Leader of One“ werden

Als freiberufliche Berater setzen wir jeden Tag Leadership-Wissen ein, verstehen uns aber in der Regel nicht als klassische Leader, d. h. als jemand mit Personalverantwortung.

Ich rate dazu, sich selbst als „Personalressource“ zu sehen, für deren Weiterentwicklung man verantwortlich ist, so wie es auch bei einer Festanstellung der Fall ist.

Jeder von uns hat einzigartige Lebenserfahrungen, Ausgangsbedingungen, Stärken, Schwächen und Ziele. Folglich muss jeder von uns beim Aufbau seiner Soft Skills seinen eigenen Weg gehen. 

Die folgende Roadmap kann dennoch jedem als Orientierung und Blaupause dienen, um sich aus festgefahrenen Denkmustern zu befreien und die eigenen Skills kontinuierlich zu optimieren:

  • Einen Trainingsplan für die eigenen Soft Skills erstellen: Wo stehst du aktuell und wo willst du hin? Definiere konkrete Schritte, die du unternehmen kannst, um deine Soft Skills weiterzuentwickeln.
  • „Out of the box“ denken: Besuche Ausstellungen, lies Bücher, triff Freunde mit anderen beruflichen Hintergründen, reise, treibe Sport – all diese Aktivitäten trainieren deine Soft Skills im Bereich Kommunikation, Problemlösung, Teamspirit und Empathie.
  • Lass dir Zeit: Notiere dir deine Ziele im Kalender und nimm deine persönliche Entwicklung genauso ernst wie deine berufliche Weiterbildung. Halte mehrmals am Tag inne, um deine Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen. Nimm dir Zeit für deine Beziehungen. Halte zum Beispiel vor und nach Kundengesprächen kurz inne und reflektiere den Gemütszustand und die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden.
  • Hab Spaß! Dies könnte der lohnendste Part deiner beruflichen – und persönlichen – Entwicklungsreise sein.

Der Weg ist das Ziel

Der Aufbau von Soft Skills im Zeitalter von KI ist Kunst und Wissenschaft zugleich. Da sich Soft Skills meist unbewusst im Alltag entwickeln, kann es leicht passieren, dass man eines Tages in einem Moment der Klarheit feststellt, dass man wochenlang nicht darauf geachtet hat, obwohl man es sich fest vorgenommen hatte. 

Daher ist es wichtig, seine Soft Skills regelmäßig und systematisch zu trainieren, etwa durch Meditation, Besuche im Fitnessstudio oder Treffen mit dem Team. 

Auch ungeplante Gelegenheiten sollte man nutzen, um seine Soft Skills weiterzuentwickeln. Ein aufreibendes Telefongespräch mit dem Geschäftsführer, die Auseinandersetzung mit schwierigen Kunden oder gesellschaftliche Anlässe bieten allesamt Gelegenheit, die eigenen Soft Skills auf den Prüfstand zu stellen und zu verfeinern.