Berufsbedingte Burnouts werden immer häufiger. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass 52% aller Beschäftigten über berufliche Erschöpfung berichten, das sind 9% mehr als in einem Bericht aus der Zeit vor COVID. 

Sich mit komplizierten Themen auseinanderzusetzen, strenge Fristen einzuhalten und lange Arbeitszeiten zu bewältigen – all das gehört zum Leben von Unternehmensberater*innen dazu. Es besteht zwar kein Zweifel daran, dass der Beraterberuf eine sehr einträgliche Tätigkeit sein kann, aber es ist auch klar, dass dieser Lebensstil zu einem Burnout führen kann. 

Als altgediente Beraterin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung habe ich ein paar Techniken gelernt, um mit Stress umzugehen und mein eigenes Gleichgewicht zu wahren. Seit 2013 sammle ich Muscheln und verwende sie für kreative Kunstprojekte. Ich mache daraus alles Mögliche, von Ohrringen über Lampenschirme bis hin zu Ornamenten, die von Blumen inspiriert sind. 

Hobbys sind ein wertvolles Instrument für alle selbstständigen Berater*innen, die ein Burnout verhindern und ihre Leistung steigern wollen. Denn Hobbys können sowohl interne Effizienzfaktoren wie Multitasking als auch externe Faktoren wie Netzwerken und Informationssammlung fördern. 

3 Gründe, warum Hobbys die Produktivität steigern

1. Konzentriert bleiben

Eine große Herausforderung für Berater*innen sind langwierige Aufträge mit relativ einfachen, aber sich wiederholenden Aufgaben. Außerdem müssen sie in der Lage sein, große Mengen an Informationen in kurzer Zeit zu erfassen. Die größte Schwierigkeit besteht darin, während dieses Prozesses konzentriert zu bleiben, ohne die Motivation zu verlieren. Alle haben ihre eigenen Tipps dafür, und für mich ist es meine Muschelkunst.

Um meine Muschelkunst zu schaffen, sind mehrere Teilprozesse nötig, von denen einige im Hintergrund ablaufen. Ich höre mir zum Beispiel oft Masterclasses, Podcasts und Wirtschaftsnachrichten an, während ich in Handarbeit Muscheln sortiere.

Manuelle und analytische Arbeiten aktivieren unterschiedliche Teile des Gehirns und schaffen Synergien, die dazu beitragen, die Konzentrationszeit zu verlängern und die Müdigkeit zu vertreiben, so dass es leichter ist, berufliche Aufgaben zu erledigen. 

2. Neuroplastizität fördern 

Selbstständige Berater*innen übernehmen verschiedene Rollen und müssen jeden Aspekt ihres Beratungsprodukts beherrschen. Sie müssen ihr eigenes Branding entwickeln, Berichte und Präsentationen vorbereiten und die Betreuung der Klienten übernehmen. 

Selbstständige Berater*innen müssen daher eine gewisse kognitive Flexibilität entwickeln. Die neurologische Grundlage dafür ist die Neuroplastizität des Gehirns, d.h. die Fähigkeit des Gehirns, sich als Reaktion auf Erfahrungen zu verändern und anzupassen. Ein hohes Maß an Neuroplastizität wird mit der Fähigkeit in Verbindung gebracht, zu lernen, sich anzupassen und neue Fähigkeiten zu entwickeln

Ein kreatives Hobby trägt zur Entwicklung der Neuroplastizität bei und ermöglicht es dem Gehirn, zwischen Aktivitäten, Themen und Bereichen zu wechseln. Es erfordert auch divergierendes Denken, was bedeutet, dass Menschen oft mehrere oder alternative Lösungen für kreative Aufgaben finden müssen. Da Neuroplastizität auch auf fast allen Ebenen der Gehirnnutzung auftritt, kann das Gehirn, das aus einem kreativen Hobby an diesen Prozess gewöhnt ist, ihn in allen Situationen anwenden. 

Einmal wollte ich aus Muscheln eine Lampe bauen, was eine technische Lösung erforderte, da ich viele Muscheln auf einer winzigen Fläche so anbringen musste, dass es praktisch und optisch funktionierte. Das war eine neue Aufgabe für mich und erforderte eine Phase von Versuch und Irrtum. Es dauerte Stunden, diese Herausforderung zu meistern. Während dieser Aufgabe erinnerte ich mich an die langen nächtlichen Brainstorming-Sitzungen für meine Klienten. Am Ende war ich genauso erfolgreich wie bei früheren Beratungsprojekten. 

3. Verbesserung der Fähigkeiten zum Netzwerken und Sammeln von Informationen

Im Unterschied zu den Angestellten von großen Firmen müssen sich selbständige Berater*innen selbst vermarkten. Das bedeutet, Zeit und Ressourcen in den Aufbau ihrer persönlichen Marke zu investieren, um auf dem Markt sichtbar zu werden. 

Der Aufbau von Netzwerken und Beziehungen spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg dieses Vorhabens.

Bei einem kreativen Hobby kann jede neue Kreation ein Thema für einen Beitrag in einem Blog, einem Social-Media-Konto oder einer Website sein. Daraus können sich neue Kontakte ergeben, die als Grundlage für den Aufbau eines erfolgreichen Netzwerks dienen können. 

Letzten Monat hatte ich eine Anfrage von einem Klienten und musste eine schnelle Umfrage mit 1-2 Frauen aus den USA durchführen, die über 40 Jahre alt sind, Hausbesitzerinnen sind und sich für Naturheilverfahren interessieren. Während ich überlegte, wie ich diese Aufgabe angehen sollte, beantwortete ich eine Mail von einem meiner Fans in den USA, die meine neue Muschellampe lobte. Ich sah mir schnell ihr Facebook-Profil an und stellte fest, dass sie aufgrund ihrer Profildaten und Account-Postings genau die Person war, die ich brauchte. 

Ich bedankte mich bei ihr für das Feedback zu meiner Lampe und fragte sie, ob sie für ein kurzes Interview zur Verfügung stehen würde. Ich holte alle erforderlichen Informationen ein und sie bot mir weitere Hilfe und Referenzen an, wann immer ich wollte. 

Auch wenn es auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mag: Sich Zeit für Aktivitäten außerhalb der Arbeit zu nehmen, kann der Schlüssel zum Erfolg als selbstständige*r Berater*in sein. Also egal, ob du ein Instrument spielstzeichnest oder Tischtennis spielst, ein Hobby zu haben, versetzt Berater*innen in eine bessere Position, um produktiver und erfolgreicher zu sein.